Enrico (27) „Mit Abitur sollte man doch studieren.. oder?!“
Wenn man das Abi in der Tasche hat, sollte man auch studieren. Genauso ging es auch Enrico aus Sachsen-Anhalt, der aus gesellschaftlich vorgelebten Gründen nach dem Abitur den Weg ins Studium wählte.
„Leider war die schulische Vorbereitung auf den weiteren Weg nicht so optimal, sodass man als frisch gebackener Abiturient gar nicht genau wusste, wie viele verschiedene Möglichkeiten sich boten. Zu diesem Zeitpunkt war für mich eine Ausbildung nicht attraktiv, da ich in die konstruktive Richtung wollte, es aber für mich zumindest scheinbar nicht die passende Ausbildung gab…“
Den Studiengang Maschinenbau wählte Enrico, weil sein Wunsch, konstruktiv zu arbeiten, um etwas Greifbares zu erschaffen, sehr groß war. Doch leider musste er sein Studium aus Leistungsgründen abbrechen.
„Ich habe es definitiv zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Im Nachhinein betrachtet war das Studium wahrscheinlich auch nicht die passende Form der Ausbildung für mich.
In großen Studiengängen, wie dem Maschinenbau, ist zum einen die Versuchung groß, mal die eine oder andere Vorlesung "sausen" zu lassen, da es ohnehin nicht auffällt, ob man anwesend ist oder nicht. Gleichzeitig ist aber das Frustpotenzial recht groß, da im Maschinenbau viele sehr anspruchsvolle Fächer parallel laufen und man schnell Erfolgserlebnisse vermisst. Durch die selbst geschaffenen Leistungsprobleme entwickelte sich bei mir über die Zeit eine Prüfungsangst, die es noch zusätzlich erschwerte den Anschluss wieder herzustellen. Daher habe ich nach 10 Semestern mein Studium an der Universität selbst abgebrochen, um an der Fachhochschule noch einmal voller Motivation den Neustart zu wagen…“
Enrico wechselte in den Studiengang Produktionstechnik, da ihn diese Vertiefungsrichtung aus dem Studium vorher sehr interessierte. Leider wurde seine Prüfungsangst wieder schnell präsent und er schob viele Prüfungen auf. Als er sich endlich eingestand, etwas dafür zu tun und zur Studienberatung ging, war es leider schon zu spät, und er erhielt die Exmatrikulationsbescheinigung.
„Für mich ein absoluter Schock, da das Semester ja bereits wieder lief und ich nicht damit rechnete und dachte, ich hätte den kritischen Punkt überschritten. Somit hatte ich insgesamt 15 Semester studiert und hatte kein Ergebnis vorzuweisen.“
Durch die Studienberatung wurde Enrico auch immer wieder darauf hingewiesen, sich einen „Plan B“ zu überlegen, auch um sich selbst den Druck zu nehmen. Er informierte sich hauptsächlich im Internet über Ausbildungen im Bereich Konstruktion und entdeckte somit den Beruf des Technischen Systemplaners. Mit Bekanntgabe der Exmatrikulation setzte er sich sofort wieder mit der Studienberatung in Verbindung, um sich zu informieren, welche Möglichkeiten er nun hätte. Dort erhielt er die Kontakte von Agentur für Arbeit, Industrie- und Handelskammer und Handwerkskammer.
„Ich ging davon aus, dass die Ausbildung zum Technischen Systemplaner eher in die Industrie passt. Allerdings stellte sich dann heraus, dass ich diesen Beruf auch in einem Handwerksbetrieb erlernen kann.“
Aufgrund der gezielten Berufsvorstellung und praktischer Vorerfahrung durch diverse Praktika, konnte Enrico innerhalb weniger Tage direkt an ein Handwerksunternehmen der Metallbranche für den Beruf Technischer Systemplaner vermittelt werden, sodass die Termine bei Industrie- und Handelskammer und Agentur für Arbeit sogar hinfällig wurden.
Trotz Einstieg ins zweite Lehrjahr kommt Enrico sehr gut mit den fachlichen Anforderungen und auch mit den anderen Rahmenbedingungen klar.
„Ich hatte anfangs ein wenig Bedenken aufgrund des Altersunterschieds (ich: 27, Mitschüler: ab 16), was sich aber absolut nicht bestätigte. Auch im Betrieb läuft es super. Ich fühle mich gut aufgehoben, ich wurde sofort voll integriert und habe so auch schnell das breite Arbeitsspektrum kennen lernen können. Abschließend kann ich sagen, dass ich mit der jetzigen Situation sehr glücklich bin und dankbar, dass sich diese Möglichkeit ergeben hat.
Hätte ich das gewusst, hätte ich den Schritt gern eher gemacht, denn nicht jeder ist für's Studieren gemacht, nur weil er Abitur hat.“
Name von der Redaktion geändert.
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